VW Golf 8 R

Supertest mit allen Daten über den großen Kompaktsportwagen – der GTI ist die Ikone, der Maßstab und der Mythos, aber seit 2002 ist der R die stärkste, exklusivste und leistungsstärkste Version des Golfs. 

Nicht viele Autos werden als automobile Ikonen anerkannt. Der Golf GTI hat so viel Geschichte wie der Golf selbst, denn ohne die Erfindung des ersten GTI, wäre vielleicht nichts mehr so, wie es war. Er gründete eine Art Schule, zu der sich bald heftige Konkurrenten gesellten, einer stärker und radikaler als der andere, aber der Golf GTI blieb der ausgewogenste Sportwagen von allen. Erst mit der letzten Generation und der 8. Auflage entwickelte VW die GTI-Clubsport-Versionen, die mit mehr Leistung (300 PS in der aktuellen Version, gegenüber 245 PS im regulären GTI) mit den stärkeren direkten Konkurrenten mithalten können, ohne jedoch die technische und sportliche Ausgewogenheit eines jeden Golfs zu vernachlässigen.   

Das Jahr 2003 war entscheidend

Doch schon viel früher, im Jahr 2003, zum Abschied der Generation Golf Mk4, zollte VW dem Golf mit der Entwicklung des Golf R32 Tribut. Plötzlich wurde der Golf mit einem mechanischen Vorschlag aufgewertet, der  leistungsfähiger und vor allem technisch exquisit war. Der erste R32 war spektakulär. In seinem Motorraum musste ein 6-Zylinder-Block Platz finden, nämlich ein 3.2 V6 mit 15⁰ Hubraum, der mit dem Allradantrieb 4Motion kombiniert wurde.

Als ob eine solche Konfiguration für einen kompakten Golf nicht schon genug wäre, markierte der R32 auch den Meilenstein der Einführung des ersten sequentiellen Doppelkupplungsgetriebes (DSG) in Straßenfahrzeugen. Der Erfolg dieses bahnbrechenden Golf-Sammlerfahrzeugs war so groß, dass ein neuer R32  bereits 2005 eingeführt wurde, mit der nächsten Mk5-Baureihe, und so gibt es bis heute mit jeder neuen Golf-Generation eine neue R-Version. 

Für die Entwicklung des Mk5 wurde der gleiche 3.2 VR6-Saugmotor wie im Mk4 verwendet und auf 250 PS gesteigert. Der Mk6 (2009) führte einen neuen, weniger exklusiven, aber leichteren, kompakteren, effizienteren und leistungsstärkeren (270 PS) 2.0-Turbomotor mit 4 Zylindern ein, der Teil des Downsizings war, bei dem viele mechanische Komponenten neu definiert wurden. 

VW Golf R Mk7

Wir haben die doppelte Evolution im Golf R Mk7 gesehen, 2013 mit dem 2.0T-Motor, der 300 PS leistet, und 2017 mit 310 PS. Außerdem hat das DSG-Getriebe einen zusätzlichen 7. Gang. Schließlich hat dieser neue Golf R Mk8 eine weitere straffe Verbesserung von seinem 2. 0 Turbo EA888 evo4 auf 320 PS, was uns wieder daran erinnert, wie ruhig VW mit den Dingen umgeht, wenn wir an den 2014 Golf R400 Prototyp zurückdenken, der zeigte, wie weit der 2.0T Block mit seinen 400 PS ausgequetscht werden kann. 

VW GOLF 8 R

Auf jeden Fall scheint der Golf R immer die beste Balance zu finden. Er ist weder radikal, noch reagiert er hyperreaktiv auf die Lenkung oder übersteuert deutlich. Das Vertrauen, das er vermittelt, ist extrem hoch, so sehr, dass er zu sehr unter der Kontrolle der Traktions-/ Stabilitätskontrolle zu stehen scheint, die ihre Entscheidungen auferlegt, indem sie das Gaspedal ignoriert und schnell aus den engsten Kurven herausfährt, wenn man das Gefühl hat, dass ihre enorme Kraft dem Schub des Motors weit überlegen ist. Standardmäßig arbeitet er immer im moderaten Komfort-Modus, dem einzigen Modus, in dem das 7-Gang-DSG ausschaltet. Schon aus diesem Grund eignet er sich besser für offene Straßen (und dürfte den Kraftstoffverbrauch verbessern) als für kleine kurvige Straßen.

Im Sport-Modus und in noch stärkerem Maße im Race-Modus beschleunigen Getriebe, Lenkung und Dämpfung die Reaktionen des Golf R, aber in jedem Fall liegt der Schlüssel wieder einmal in der Traktions-/ Stabilitätskontrolle. Eine zweite Stufe (ESC Sport) befreit die Elektronik von so viel Bevormundung und dann zeigt sie ein agileres Kurvenverhalten, das auf frühem und kräftigem Gasgeben basiert, mit einem Heck, das je nach Situation sogar ein sehr kontrolliertes Übersteuern andeutet.

VW GOLF 8 R 4MOTION R-POWER

Diesmal scheint VW mehr Wert darauf gelegt zu haben, wie man die Leistung auf den Boden bringt, als auf die Menge der Leistung. Das 4Motion-System ist jedoch wohl das wichtigste Unterscheidungsmerkmal des R und sein unbestreitbarer Vorteil, wenn es darum geht, sein Verhalten auf jedem Untergrund zum besten Argument zu machen, indem es die volle Leistung des Fahrzeugs ausnutzt. 

Das neue 4Motion-System mit R-Performance verteilt wie bisher das Drehmoment zwischen Vorder- und Hinterachse und neu auch zwischen den beiden Hinterrädern über ein selbstsperrendes Hinterachsdifferenzial mit Vectoring. An der Vorderseite kann er zwischen 50 und 100 % des Drehmoments liefern, an der Rückseite zwischen 0 und 50 %. Bei Kurvenfahrten kann jedoch bis zu 100 % des an der Hinterachse ankommenden Drehmoments auf das äußere Rad geleitet werden. Auf diese Weise kann ein gewisses Übersteuern erzeugt werden, was die Kurvenagilität verbessert.

VW GOLF 8 R LEISE BEGEISTERUNG

Es gibt auch andere Empfindungen, die akustischen, die begeistern. Der Klang des pulsierenden Auspuffs oder der Druckentlastung des Turboladers verleihen einem spektakulären Motor Seele. Vielleicht, weil der 2.0 T immer präsent ist, aber ohne einen Hauch von Abruptheit. Weil sein Fahrwerk so ruhig ist, scheint er nicht so auffällig zu sein, obwohl die 4,54 Sekunden von 0 auf 100 km/h oder die 23,5 Sekunden auf 1.000 Meter erstaunlich sind. Und wir wissen, dass der 2.0 T viel höher liegt, so sehr, dass er, wenn VW wollte, direkt gegen den Mercedes-AMG A 45 S 4 Matic+ antreten könnte. Mehr gibt es nicht zu sagen. Natürlich könnte es sich nicht um einen ausgewogenen Golf handeln.


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